Altersdepression. Wie kann ich meinen Eltern helfen?

Altersdepression ist, wie jede Depressionsart, eine schwere und gefährliche Erkrankung, die bestimmte allgemeine Merkmale aufweist, aber auch altersspezifisch bedingt ist. Generell geht es natürlich um eine Variante von Depression, die in einer gewissen Lebensphase auftritt bzw. mit dieser Phase unmittelbar verbunden ist, wie etwa bei Kinder- oder Jugenddepression oder Midlife-Crisis.
Im Fall von Altersdepression wird die Situation dadurch komplizierter, dass Hochalter die letzte Etappe des menschlichen Lebens bildet. Kindheit und Jugendzeit lässt man irgendwann hinter sich, was oft auch das Ende der depressiven Zustände bedeutet. Je älter man aber wird, desto näher rückt man die die natürliche Lebensgrenze. Daher fällt es einem gar nicht so leicht, damit einhergehende Depression zu überwinden.

Nichtsdestoweniger reden Spezialisten – also Psychologen, Therapeuten, Betreuer – über einige mehr oder weniger universelle Wege und Methoden, wie man mit Altersdepression von Eltern bzw. Großeltern umgehen kann. Unser heutiger Artikel wirft Licht auf die wichtigsten Aspekte dieses äußerst komplexen Problems und bespricht das ABC der Depression betagter Menschen aufgrund heutiger Vorstellungen und Erfahrungen.

Was tun bei einer Depression im Alter? Einige allgemeine Tipps

Viele, ja vielleicht sogar die meisten von uns sind auf solche leider oft auftretende Altersmanifestationen gestoßen, wie z.B. permanent schlechte Laune, Unzufriedenheit mit dem Leben sowie andere stark negativen psychischen Zustände. Da wird eine liebevolle, reibungslose Kommunikation mit den älteren Verwandten, die häufig unsere nächsten und liebsten Menschen sind, wesentlich erschwert. Gleichzeitig fordert ein derartiger Zustand einer älteren Person gerade besonders viel Verständnis und Mitgefühl.

Fast alle Senioren werden mit dem Phänomen der Altersdepression so oder anders konfrontiert. Dabei handelt es sich um eine psychische Störung der neurotischen Sphäre vor dem Hintergrund von Veränderungen in der Funktionsweise der Prozesse, die im vegetativen und Nervensystem verlaufen. Da steht man als Familienmitglied bzw. Betreuer vor der entscheidenden Frage: Was tun bei einer Depression im Alter? Es ist nämlich durchaus möglich und zwar notwendig, die depressiven Zustände zu behandeln und, im idealen Endeffekt, zu bekämpfen. Nicht immer und ganz bestimmt nicht kurzzeitig bringt dies greifbare Ergebnisse, aber in vielen Fällen lässt sich die durch hohes Alter bedingte Depression dank entsprechender Behandlung mindestens lindern.

Um das erfolgreich zu verwirklichen, sollte man allererst Symptome und Ursachen depressiver Erkrankungen bei älteren Menschen erkennen und verstehen können. Danach kann man zu erprobten Behandlungs- bzw. Vorbeugungsmethoden greifen.

Altersdepression

Altersdepression Frauen Symptome. Wie sich Frauen in Depression verhalten

Wie jede Altreserkrankung, sei es physische oder psychische, kann Depression bei jedem einzelnen Fall unterschiedliche Gründe haben. Trotzdem gibt es auch eine Reihe von allgemeinen Faktoren, die den Verlauf sowie den Grad von Altersdepression mitbestimmen. Dazu gehören in erster Linie drei relevante Aspekte:#

  • sozialer;
  • vegetativer;
  • geschlechtlicher.

Der Geschlechtsfaktor wird oft weniger als die anderen zwei berücksichtigt. Dies ist aber falsch, denn er übt ebenfalls einen großen Einfluss darauf, wie genau sich der depressive Zustand manifestiert. So leiden beispielsweise Frauen über 80, laut Untersuchungen, häufiger an einer Altersdepression als gleichaltrige Männer. Es fällt nicht leicht zu sagen, warum das so ist. Vielleicht liegt es an gewissen gesellschaftlichen Stereotypen, die sich auf „Frausein“ beziehen (z.B. alles, was mit dem Aussehen, ästhetischer Wirkung usw. verbunden ist). Generell sind die Mehrheit der an Depression leidenden Patienten eben Frauen. Nach der Meinung von Experten kann dies auf regelmäßige hormonelle Veränderungen im Körper zurückzuführen sein.

Tatsache bleibt jedoch, dass bei Altersdepression Frauen solche Symptome aufweisen, die sich von den männlichen teilweise unterscheiden. Zu den häufigsten zählen Anzeichen der sog. Dysthymie (chronisch depressiven Verstimmung), wie etwa:

  • ständige Traurigkeit;
  • Wut und Gereiztheit, die eher anfallsweise auftreten;
  • apathische Zustände;
  • geringe Selbstachtung;
  • (Ein)Schlafstörungen;
  • kein oder fast kein Appetit.

Interessanterweise sind die Symptome bei Menschen mittleren Alters oft ausgeprägter als bei sehr betagten Betroffenen. Eine große Rolle spielt auch das Vorhandensein oder Fehlen einer Familie bzw. eines fürsorglichen Umfelds. Dies alles kann nämlich die an Depression leidende ältere Frauen von düsteren Gedanken ablenken, ihnen Aufmerksamkeit und Unterstützung geben.

Altersdepression Männer Symptome. Launiges Benehmen und Verlust der Kontrolle

Depression, die sich im Hochalter entwickelt und dadurch bedingt ist, zeigt sich allgemein ähnlich bei Frauen und Männern. Aber: gibt es bei Altersdepression Anzeichen, die lediglich für die männlichen Betroffenen besonders charakteristisch sind? Ja, solche Aspekte treten auf. Bei den Männern ist es insofern komplizierter, als dass Frauen ihre Gefühle offener und bereitwilliger ausdrücken. Ein durchschnittlicher Mann dagegen spricht nicht so gerne über seine Emotionen und innere Probleme. Insbesondere bezieht sich das gerade auf die ältere Generation. Oft sind sich ältere Männer selbst gar nicht bewusst, dass sie an einer Depression leiden. Zumal viele von ihnen daran gewöhnt sind, ihre Gefühle sogar vor den nahestehenden Menschen zu verbergen, um nicht „schwach“ zu wirken.

Daher kann jede Situation, die ein Gefühl der Hilf- oder Hoffnungslosigkeit evoziert, bei einem Mann zu depressiven Zuständen führen. Hinzu kommen gesundheitliche Probleme, fehlende berufliche Selbstverwirklichung, verschiedene Stress-Situationen und nicht zuletzt erektile Dysfunktionen. Die Symptome an sich können bei jedem Mann anders sein. Unten listen wir ein paar geschlechtstypische Anzeichen auf:

  • Trauriges Verhalten und Verlust des Interesses am Leben;
  • radikale Isolierung von Freunden und Familienangehörigen, man zieht sich völlig in sich selbst zurück;
  • äußerst reizende, ja sogar aggressive Reaktionen auf ganz normale Alltagsdinge;
  • riskante Unternehmungen und „verrückte“ Ideen;
  • seltener kommt es dazu, dass ein Mann die Selbstkontrolle verliert und sich selbst bzw. seine Nächsten oder Betreuer verbal oder körperlich verletzen kann.

Wenn es um die wichtigsten Unterschiede von Männer- und Frauendepression geht, so ist eines der relevanten Anzeichen, dass ein Mann häufiger andere Menschen für seine Probleme verantwortlich macht, gereizt und misstrauisch gegenüber seinen Verwandten wird. Er strebt danach, alles zu kontrollieren und wenn dies nicht gelingt, will er seiner Umgebung eigene Verzweiflung und sein mangelndes Selbstvertrauen nicht eingestehen.

Umgang mit Menschen mit Depression

Wissenswertes über den Umgang mit Menschen mit Depression

Symptome einer Altersdepression können sich bei Männern wie bei Frauen auch auf der körperlichen Ebene äußern. Besonders häufig sind es folgende Beschwerden:

  • Probleme mit Einschlafen bzw. Schlafstörungen;
  • Verdauungsprobleme;
  • Migräne;
  • Rückenschmerzen.

Daher geht es beim Umgang mit Menschen mit Depression nicht nur um Geduld, Verständnis und liebevolle Behandlung, sondern ebenfalls um bestimmte medizinische bzw. pflegerische Fähigkeiten. Zu den wichtigsten Maßnahmen bei der Vorbeugung von Depressionen und einer effektiven Unterstützung, wenn die Krankheit bereits ausgebrochen ist, gehören:

  • Aufrechterhaltung körperlicher und (wenn es möglich ist) auch sozialer Aktivität;
  • Vermeidung von Einsamkeit;
  • Suche nach neuen Hobbys und Beschäftigungen;
  • gesunder Lebensstil.

Ältere Menschen, die unter depressiven Zuständen leiden, sollten auf keinen Fall den ganzen Tag allein und eingesperrt bleiben. Obwohl ein depressiver Mensch in der Regel die Anderen nicht sehen möchte, wird totale Isolierung seinen psychischen Zustand nur noch verschlimmern. Man sollte trotzdem versuchen, mit der an Altersdepression erkrankten Person in Kontakt zu treten. Gemeinsame Spaziergänge im Park, Freunde treffen, ein Enkelkinder-, Museum- oder Ausstellungsbesuch, je nach Vorlieben des Betroffenen, können oft heilend oder wenigstens mindernd wirken. Manchmal ist ein neues Haustier keine schlechte Idee, denn es kann einem einsamen und kranken Menschen Gesellschaft leisten. Ein Spaziergang mit dem Hund gibt darüber hinaus eine hervorragende Gelegenheit für körperliche Aktivität sowie das Kennenlernen neuer Menschen oder Kontakte knüpfen mit alten Bekannten, Nachbarn usw.

Pflege bei Depression. Was sollte man unbedingt wissen?

Laut psychiatrischen Statistiken leiden weltweit 15 bis 30% älterer Menschen (ab 65 Jahren und älter) an Symptomen einer Altersdepression. Ursachen dafür können sehr vielfältig sein. Einer der Hauptgründe ist, dass die aktive Lebensphase, in der man zahlreiche Sorgen und Aufgaben hat – Arbeit, Familie usw. – vorbei ist. In so einer Situation fühlt man sich nicht mehr gebraucht. Man konzentriert sich mehr auf eigene Erfahrungen, Gesundheitsprobleme und Ähnliches. Soziale Beschäftigungen sowie Anzahl der Kontakte nehmen stark ab, was zu dekadenten Stimmungen und depressiven Zuständen führt. Eine weitere relevante Ursache ist die fehlende körperliche Aktivität und allgemeine Einschränkungen, wenn es darum geht, die Freizeit auf übliche Weise zu verbringen.
Die wirksamste Methode, um die Entwicklung depressiver Störungen bei älteren Familienangehörigen zu verhindern, ist teilnahmsvolle Fürsorge sowie das Verständnis für diejenigen Emotionen und Gefühle, die man mit zunehmendem Alter empfindet.

Pflege bei Depression spielt eine enorm wichtige Rolle, denn ein depressiver Mensch darf mit seinem Problem keineswegs allein bleiben. Man sollte ihm zeigen, dass er immer noch bedeutend und wichtig ist. Wunderschön ist es z.B. wenn sich die Großeltern sich gebraucht fühlen, d.h. sie kümmern sich um die Enkelkinder, bringen ihnen noch etwas bei, geben Ratschläge, bereiten Gerichte zu usw. Auch wenn man mit seinen eigenen Händen etwas machen kann – also Stricken, kleinere Reparaturen, Nähen, Basteln usw. – lenkt dies von düsteren Gedanken ab. Regelmäßige Spaziergänge, Hydrotherapie sowie andere therapeutische Übungen sind ebenfalls eine hervorragende Methode gegen die Entwicklung und Verfestigung neurotischer Erkrankungen.

Grundsätzlich teilt sich die Pflege bei einer Altersdepression in zwei Arten der Behandlung:

  • medikamentöse;
  • psychotherapeutische.

Von Spezialisten richtig angepasste Medikamente können dazu beitragen, die Verschlimmerung vieler Depressionssymptome zu bremsen. Häufig ist es so, dass ältere Menschen zwar der medikamentösen Therapie zustimmen, die Psychotherapie aber dagegen ablehnen. Dies ist immer sehr individuell zu sehen. Man sollte in jedem Einzelfall anders vorgehen, um die betroffenen Person möglichst schnell, aber auch gefühl- und verständnisvoll auf ein stabiles Remissionsniveau zu bringen.