Soziale Isolation bei Senioren Ursachen und Folgen
Soziale Isolation bei Senioren ist ein sehr oft auftretendes Phänomen, das selbstverständlich reichliche negative Folgen hat. Daher sollte man ihm mit allen möglichen Mitteln vorbeugen bzw. diese Erscheinung bekämpfen, wenn es bereits soweit ist. Doch in erster Linie muss man verstehen, worum genau es sich handelt, d.h. welche Ursachen Selbstisolation im Hochalter hat und wie es mit den davon betroffenen Menschen umzugehen sei. Diesem Thema ist unser heutiger Beitrag gewidmet.
Was ist eine Isolation? Begriffsklärung und charakteristische Merkmale
Es kommt nicht selten vor, dass man soziale Isolation von älteren Menschen mit Depression gleichsetzt. Dabei haben diese zwei Themen zwar viel gemeinsam, sind aber keineswegs eines und dasselbe. Freiwillige Isolation von Verwandten und Freunden bildet nämlich einen konstanten Bestandteil der Altersdepression (über die wir kürzlich einen extra Artikel geschrieben haben). Nicht jede Selbstisolierung ist aber unbedingt mit depressiven Erkrankungen verbunden. Freilich kann die Grenze ziemlich fließend sein, daher sollte man auf jegliche Anzeichen von sozialer Isolation achtsam reagieren.
Also: was ist eine Isolation? Von sozialer Isolation spricht man, wenn eine Person einen vollständigen oder einen extrem hohen Mangel an Kommunikation und Kontakt mit anderen Menschen erfährt. Dieser Mangel kann entweder intentionell (selbstgewählt) oder unfreiwillig, permanent oder vorübergehend sein. In seinem Zentrum steht immerhin die Einsamkeit, sei es auf der äußeren oder inneren Ebene. Was für die soziale Isolation allerdings charakteristisch ist, kann man folgenderweise resümieren: Isolation bezieht sich auf ungesunde und unerwünschte Einsamkeit, die mit einem negativen Selbstwertgefühl, der Vereinsamung sowie Angst vor Gesellschaft und Menschenkontakten einhergeht.
Soziale Bindungen gelten als grundlegendes menschliches Bedürfnis, das mit Wohlbefinden und Überleben eng verbunden ist. Mit zunehmendem Alter verbringen Menschen jedoch immer mehr Zeit allein, was diverse negative Emotionen verstärkt. Darüber hinaus erhöht der Mangel an sozialer Aktivität die Risiken für körperliche und geistige Krankheit von Personen, die unter sozialer Isolation leiden.
Die häufigsten Ursachen und Merkmale der sozialen Isolation älterer Menschen sind:
- ständiges Alleinsein und kein Wunsch, selbst die nächsten Verwandten zu sehen (obwohl man es eigentlich gerne machen würde);
- Hilf- und Hoffnungslosigkeitsgefühle;
- Abhängigkeit von anderen Personen (Familienmitglieder, Freunde oder professionelle Betreuer);
- begrenzte Bewegungsmöglichkeiten und allgemeine gesundheitliche Probleme.
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Soziale Isolation wegen Krankheit vs. depressive Gefühle, die nicht physisch bedingt sind
Soziale Isolation und Vereinsamungsgefühl treten bei älteren Personen leider überall auf. In manchen Ländern fühlt sich jeder dritte betagte Mensch einsam und isoliert. Dabei könnte man die Auswirkungen davon im Bezug auf die Sterblichkeit mit den Auswirkungen solch bekannter Risikofaktoren wie etwa das Rauchen, die Fettleibigkeit oder radikale körperliche Inaktivität vergleichen.
Sehr oft kommt es vor, dass soziale Isolation wegen Krankheit auftritt. Dann hängt Vieles davon ab, ob diese Krankheit vorübergehend ist bzw. geheilt werden kann, oder es sich um allgemeine altersbedingte Erkrankung handelt, die normales aktives Leben unmöglich macht. Der erste Fall sieht natürlich einfacher aus, denn man sollte die Ursache sozialer Isolation so schnell wie möglich beseitigen. Im zweiten Fall ist es leider nicht mehr so leicht.
Nach einer bestimmten Anzahl von erlebten Jahren wird man naturgemäß physisch schwächer, was sich in der Regel auch auf den psychischen Zustand auswirkt. Hochalter ist eine bestimmte Etappe, nach deren Überschreitung das tagtägliche Wohlbefinden stark beeinträchtigt wird. Eben dann ist es besonders wichtig, dass die betagte Person sich nicht vereinsamt fühlt. Mithilfe gezielter Strategien und Interventionen kann man nämlich sowohl der Einsamkeit als auch der sozialen Isolation älterer Menschen entgegenwirken.
Was tun gegen Einsamkeit im Alter? Allgemeine Informationen und Möglichkeiten
Da fragt man sich konsequenterweise als Sohn oder Tochter, Enkel oder Enkelin, aber auch als FreundIn einer betagten Person: Was tun gegen Einsamkeit im Alter? Zwar versuchen staatliche und gesellschaftliche Organisationen, ältere Menschen durch die Einführung verschiedener Programme ins soziale Leben zu integrieren. Dennoch bleibt das Problem der sozialen Isolation bei weitem nicht gelöst. Ein gutes Beispiel dafür war die Corona-Pandemie, die 2020 die ganze Welt erfasste und das Leben beinahe aller Menschen und Altersgruppen mehr oder weniger radikal veränderte. Die Einführung des Quarantäne-Regimes hätte das Todesrisiko verringern und vor allem das Leben älterer Personen retten sollen. Dies ist teilweise gelungen, jedoch entwickelten die Senioren dadurch depressive Zustände und Isolationsgefühle umso stärker.
Um die Vereinsamung und die soziale Isolation betagter Menschen zu verringern, hat man eine breite Palette personaler oder digitaler Interventionen entwickelt. Dazu gehören:
- Online- oder stationäre Trainings sozialer Kompetenzen;
- Gemeinschafts- und Selbstfindungsgruppen;
- unterschiedliche Therapien, z.B. kognitive Verhaltenstherapie;
- verbesserter bzw. kostenfreier Zugang zu Transportmitteln sowie Informations- und Kommunikationstechnologien;
- entsprechende Richtlinien und Gesetze, die zur Bekämpfung von Marginalisierung und Diskriminierung führen und soziale Bindungen stärken.
Kann man ohne soziale Kontakte leben und psychisch gesund bleiben?
Sei es wegen einer ernsten Erkrankung oder aus anderen Gründen, müssen viele ältere Menschen ohne soziale Kontakte leben. Welche Folgen kann das haben? Laut einer Studie der Prof. Barbara Sahakian an der Universität Cambridge, führt soziale Isolation bei älteren Menschen zu folgenden gefährlichen Erscheinungen:
- Altersdepression;
- kognitive Störungen;
- stark verringertes Volumen der grauen Substanz in denjenigen Gehirnbereichen, die mit Lernen und Gedächtnis verbunden sind.
Ferner haben die Forscher mehr als 450 000 Personen untersucht, deren Durchschnittsalter bei 57 Jahren lag. Man fragte die Teilnehmer, ob sie allein lebten, mindestens einmal im Monat Familie oder Freunde besuchen oder an sozialen Aktivitäten teilnehmen. Wer wenigstens zwei Fragen mit „Nein“ beantwortete, galt als sozial isoliert. Um diese Einsamkeit, sozusagen, zu „messen“, hat man die Betroffenen gefragt, wie oft sie sich einsam fühlen und sich anderen Menschen anvertrauen. Wer die erste Frage mit „Ja“, die zweite dagegen mit „weniger als einmal im Monat“ beantwortete, galt als eine einsame Person, die von sozialer Isolierung gefährdet sei. Im Vergleich zu sozial aktiven Menschen, die auch Kontakte zu ihren Verwandten pflegten, hatten isolierte und einsame Teilnehmer schlechtere kognitive Funktionsfähigkeiten. Im Laufe von 11 Jahren Nachbeobachtung entwickelte sich bei den nahezu 5000 Teilnehmern Demenz. Bei denjenigen, die man als sozial isoliert bezeichnete, war die Inzidenz um 26% höher. Außerdem zeigen die Subgruppenanalysen, dass soziale Isolation bei älteren Menschen (Durchschnittsalter 64 Jahre) mit signifikanten depressiven Symptomen einhergeht.
Erleichterung für Senioren, die sich einsam fühlen – Tipps und Beispiele
Zu den häufigsten negativen Emotionen, die soziale Isolation begleiten, zählen die Betroffenen folgende Gefühle auf:
- innere Spannungen und Verwirrungen;
- kleinere und größere Missverständnisse beim Kontakt mit Familienmitgliedern und Bekannten;
- Angst, sei es vor Schmerz, Tod oder Hilfslosigkeit, oder sogar panische Zustände;
- Enttäuschung von sich selbst, anderen Menschen, dem Leben allgemein;
- permanente Langeweile.
Eine große Erleichterung für Senioren können Besuche öffentlicher Orte, soziale Aktivitäten sowie der Aufbau von Freundschaft und die Entwicklung von (neuen) Hobbys sein. Selbstverständlich spielt die Aufrechterhaltung der Beziehungen im Kreis der eigenen Familie ebenfalls eine enorme Rolle. Dies alles verhindert die soziale Isolation und verringert dadurch auch das Risiko, an Altersdemenz und Depression zu erkranken.