Was tun bei Inkontinenz im Alter? Tipps
Inkontinenz im Alter ist, anders gesagt, ein unwillkürlicher Harnverlust bei betagten Menschen. Diese Funktionsstörung nimmt einen wichtigen Platz in der urologischen Pathologie ein. Moderne Psychologen, Neurologen und natürlich auch Urologen arbeiten ständig an der Suche nach den wirksamen Behandlungsmethoden für diese Erkrankung. Um dieses Problem zu beseitigen, ist also eine ernsthafte und umfassende Therapie erforderlich. Im heutigen Beitrag fangen wir mit einer genaueren Defintion sowie Beschreibung vom Inkontinenz-Phänomen an, besprechen dessen Formen und geben einen Überblick von den aktuell am häufigsten eingesetzten Behandlungsmitteln.
Was ist Harninkontinenz?
Ehe man zu den Besietigungsmethoden kommt, fragen wir uns nochmal ganz allgemein: Was ist Harninkontinenz? Darunter versteht man einen pathologischen Zustand, bei dem der menschliche Körper unwillkürlich Urin abgibt, sodass man diesen Vorgang nicht kontrollieren kann. Daher lässt sich der Urinabgang von der betroffenen Person selbst dann nicht verhindern, wenn ein starker Harndrang besteht.
Im höheren Alter kann sich Harninkontinenz auf unterschiedliche Weise äußern. Manchmal tritt sie nur episodisch auf, in anderen Fällen hat sie einen dauerhaften Charakter. Auf die physische Gesundheit hat sie in der Regel keine gravierenden Auswirkungen, aber der tägliche Unkomfort (körperliche sowie psychische) führt häufig zu Problemen im nächsten Umfeld (Familie, Freunde), sozialer Isolation und wiederkehrenden depressiven Zuständen.

Inkontinenz – Ursachen und Symptome
Unkontrollierte Inkontinenz im Alter entwickelt sich vor dem Hintergrund physiologischer Veränderungen im Harnsystem. Mit den Jahren schwächt sich die Muskulatur des Beckenbodens, es kommt zu einer Verdickung der Blasenwand was die Weiterleitung von Nervenimpulsen beeinträchtigt. Dies kann zu neurologischen Störungen führen, die mit einem Verlust der Kontrolle über die Blasenentleerung einhergehen.
Harnikontinenz stellt man häufig bei Diabetikern, Patienten mit Parkinson- bzw. Alzheimer-Krankheit fest, aber auch bei Menschen nach einem ischämischen oder hämorrhagischen Schlaganfall. Ferner gibt es eine Reihe von auslösenden Faktoren, die Harninkontinenz begünstigen können:
- Infektionskrankheiten;
- falsch verordnete Medikamente;
- anatomisch ungünstige Lage der inneren Organe;
- Hormonstörungen;
- Übergewicht;
- Vergiftungen.
Besonders häufig sind von der Altersinkontinenz Frauen betroffen. Dies steht im Zusammenhang mit Folgen komplizierter Geburten, den Wechseljahren, eventuellen Schwangerschaftsabbrüchen sowie anatomischen Besonderheiten des weiblichen Körpers. Bei betagten Männern treten Wasserlassen-Probleme meist im Zusammenhang mit Prostata-Erkrankungen auf.
Art der Inkontinenz | Ursachen | Symptome | Behandlungsmöglichkeiten |
---|---|---|---|
Stressinkontinenz | Schwache Beckenbodenmuskulatur, Operationen, Geburt | Harnverlust beim Husten, Lachen, Heben | Beckenbodentraining, Pessar, Operation |
Dranginkontinenz (überaktive Blase) | Reizblase, neurologische Erkrankungen | Plötzlicher starker Harndrang, häufiges Wasserlassen | Blasentraining, Medikamente, Botox |
Überlaufinkontinenz | Vergrößerte Prostata, Nervenschäden, Diabetes | Tröpfelnder Harnverlust, unvollständige Blasenentleerung | Katheter, Medikamente, Operation |
Reflexinkontinenz | Rückenmarksverletzungen, MS, Parkinson | Kein Harndrang spürbar, unkontrollierter Harnverlust | Katheterisierung, Medikamente |
Funktionelle Inkontinenz | Bewegungseinschränkungen, Demenz | Harnverlust durch verzögerten Toilettengang | Toilettentraining, Hilfsmittel, Pflegeunterstützung |
Stuhlinkontinenz | Muskelschwäche, Nervenschäden, Verstopfung | Unkontrollierter Abgang von Stuhl | Ernährung, Beckenbodentraining, medikamentöse Therapie |
Was bedeutet häufiges Wasserlassen bei Männern?
Was bedeutet häufiges Wassserlassen bei Männern? Generell gilt Harninkontinenz als eines der typischen Anzeichen für eine Funkstionsstörung des Harn- und Genitaliensystems. Mit diesem Problem können Menschen jeden Alters und Geschlechts konfrontiert sein. Bei Männern kann häufiges Wasserlassen allerdings ein Anzeichen für Prostatitis sein oder auf Blasentumoren, die Entwicklung eines Prostataadenoms oder auch Prostatakrebs hinweisen.
Normalerweise erfolgt die Blasenentleerung bei Männern etwa 6 bis 8 Mal pro Tag. Zu häufige Harndrang-Episoden sind ein Grund für eine dringende ärztliche Abklärung. Ein solches Symptom kann nämlich auf ernsthafte gesundheitliche Probleme hindeuten, insbesondere wenn der Harndrang plötzlich auftritt und keiner Kontrolle unterliegt. Es ist wichtig, die Ursachen der Störung genau zu klären, eine geeignete Therapie zu finden sowie eine Liste vorbeugender Maßnahmen zu erstellen, um Rückfälle zu vermeiden.
Warum verliert meine 70-jährige Frau Urin?
Bei Frauen nach der Menopause kann der Blasenschließmuskel (Sphinkter) den Urin nicht mehr so effektiv im Harntrakt zurückhalten. Der Grund dafür ist der abfallende Östrogenspiegel nach den Wechseljahren, der zu einer Verkürzung der Harnröhre sowie zu einer Ausdünnung und Fragilität (Atrophie) ihrer Schleimhaut führt. Zudem verlangsamt sich der Urinfluss durch die Harnröhre. Da stellt man (oder eigentlich: Mann) oft die Frage: Warum verliert meine 70-jährige Frau Urin?
Darauf könnte man Folgendes antworten. Harninkontinenz bei Frauen im höheren Alter tritt am häufigsten als Resultat von Veränderungen der Anatomie weiblicher Fortpflanzungsorgane auf. Dazu gehören:
- Senkung der Gebärmutter;
- schwere Geschlechtsorganenentzündung;
- endourethale Opertationen (chirurgische Eingriffe innerhalb der Harnröhre);
- Verletzung des Damms infolge schwerer Geburten;
- intensive, harte körperliche Arbeit;
- gynäkologische Eingriffe.
All dies kann bei Frauen Inkontinenz im Alter verursachen oder zumindest beisteuern.

Welche Inkontinenzformen gibt es?
Harninkontinenz ist ein weiter Begriff, dessen Ausprägungen sehr unterschiedlich sein können. Vieles hängt von den Ursachen ab, also versuchen die Experten, diese Erkrankung entsprechenderweise zu klassifizieren. Welche Inkontinenzformen gibt es? Unten finden Sie die bedeutendsten davon aufgelistet:
- Stress- bzw. Belastungsinkontinenz tritt bei körperlicher Belastung bzw. heftigen Emotionen auf, etwa beim Laufen, Niesen, Lachen, Husten, beim Heben schwerer Gegenstände usw. Diese Inkontinenzform betrifft Frauen häufiger als Männer und ist in der Regel mit den Veränderungen im weiblichen Organismus nach der Menopause verbunden. Aber auch bei Männern kann Stressinkontinenz vorkommen, z.B. nach einer Prostataoperation, insbesondere wenn dabei der Blasenschließmuskel beschädigt wurde. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen kann Übergewicht die Stressinkontinenz verursachen oder verschlimmern, da zusätzliches Körpergewicht den Druck auf die Blase erhöht.
- Dranginkontinenz ist durch plötzliche, kaum kontrollierbare Harndrangepisoden gekennzeichnet. Die betroffene Person verliert die Fähigkeit, den Drang willentlich zu steuern, obwohl er eigentlich nur schwach wahrgenommen wird. Dieses dringende Bedürfnis können diverse Reize auslösen, z.B. Temperaturwechsel, Geräusch vom fließenden Wasser, Alkoholkonsum, Anspannungen und Aufregungen.
- Überlaufinkontinenz bedeutet das unkontrollierbare Abgeben kleiner Urinmengen, das meist durch eine Harntrakt-Blockade oder durch schwache Blasenkontraktionen verursacht ist. Bleibt der Harnfluss blockiert bzw. Wenn sich die Blasenmuskulatur nicht mehr ausreichend zusammenziehen kann, so verbleibt Urin in der Blase (d.h. im Harnverhalt), wodurch sich diese zunehmend ausdehnt. Der Druck in der Blase steigt so lange an, bis kleinere Urinmengen unwillkürlich austreten. Ein dauerhaft eröhter Blasendruck kann zu Nierenschäden führen.
Welche Inkontinenzmittel gibt es?
Und nun die Frage, die logischerweise zu den brennendsten zählt, wenn es um Inkontinenz im Alter geht. Welche Inontinenzmittel gibt es? Grundsätzlich unterscheidet man zwischen 3 Hauptmethoden zur Behandlung vom ungewollten Wasserlassen bei betagten Menschen:
- physiotherapeutisch – dies zielt auf die Stärkung der Beckenboden- und Blasenmuskulatur ab, und zwar durch gezielte Übungen (z.B. Beckenbodentraining) bzw. den Einsatz spezieller Geräte;
- chirurgische Eingriffe führt man vor allem bei Überlauf- und Stressinkontinenz durch, seltener bei Dranginkontitenz;
- medikamentöse Therapie beruht meistens auf den sog. M-Cholinolytika (Anticholinergika), in seltenen Fällen auch trizyklischen Antidepressiva, um die Blasenaktivität zu regulieren.

Was hilft bei Inkontinenz?
Also: was hilft bei Inkontinenz? Die Antwort auf diese grundlegende Frage hängt von der Ursache, der Form von Wasserlassen sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand der betroffenen Person ab. Als bewahrte Behandlungs- und Unterstützungsmaßnahmen gelten:
- Beckenbodentraining bzw. Kegel-Übungen zur Stärkung der Muskulatur um Blase und Harnröhre, besonders bei Stressinkontinenz.
- Flüchtigkeitsmanagement, d.h. ausreichend trinken, allerdings reizende Substanzen wie Alkohol oder Koffein meiden<
- Toilettentraining und feste Toilettenzeiten;
- Gewichtsreduktion;
- Blasentraining, also geplantes Wasserlassen mit Zeitabständen, die man schrittweise verlängert.
Darüber hinaus kann man zur Beseitigung von Inkontinenz im Alter Medikamente verwenden, beispielsweise Anticholinergika, die eine überaktive Blase hemmen, Beta-3-Agonisten, trizyklische Antidepressiva, Östrogensalben- oder zäpfchen, Botulinumtoxin (injiziert in die Blase bei therapieresistenter Dranginkontinenz). Andere Hilfsmittel sind spezielle Einlagen, Inkontinenzhoden oder Katheter, Urinauffangsysteme, Toilettenstühle usw. In besonders schwierigen Situationen muss man zu chirurgischen Verfahren greifen.
Pflegehilfe bei Inkontinenzproblemen
Pflege bei Inkontinenzproblemen erfordert neben medizinischem Wissen auch Einfühlungsvermögen und Diskretion. Ziel ist es nämlich, betagte Menschen mit solchen Problemen im Alltag zu unterstützen und ihre Lebensqualität zu erhalten. Altenpflegerinnen helfen bei der Auswahl und dem Wechsel geeigneter Inkontinenzprodukte wie Einlagen, Pants oder Katheter.
Wichtig ist auch eine regelmäßige Hautpflege zur Vorbeugung von Reizungen oder Dekubitus (das sog. Wundliegen). Die Haut im Intimbereich sollte sanft, aber gründlich gereinigt sein. Spezielle Schutzcremes können ebenfalls hilfreich sein.
PflegerInnen sollten zudem auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten und Toilettentraining sowie Mobilität fördern, um die Eigenständigkeit möglichst lange zu erhalten. Bei kognitiv eingeschränkten Patienten, etwa mit Demenz, empfiehlt sich ein struktuierter Tagesablauf mit festen Toilettenzeiten. Auch psychische Unterstützung spielt eine Rolle: ein wertschätzender Umgang hilft dabei, Schamgefühle zu reduzieren und das Selbstwertgefühl zu stärken. Die Pflegeethik ist dabei sehr wichtig.
Blasenschwäche im Alter – unser Fazit
Blasenschwäche im Alter ist ein weit verbreitetes Problem, das bicht nur die physische Gesundheit, sondern auch die Lebensqualität und das Wohlbefinden beeinträchtigt. Mit gezielter Behandlung, wie etwa Beckenbodentraining, medikamentöser Therapie und gegebenenfalls operativen Eingriffen, lassen sich die Beschwerden oft deutlich lindern. Wichtig sind außerdem Verständnis und Unterstützung im Alltag, um Betroffene vor sozialer Isolation zu schützen. Frühe Diagnose und individuelle Therapie sind der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben trotz Inkontinenz im Alter.